Mittwoch, 25. Februar 2015

Rundherumgesundehunde: Ausschlussdiät - aber bitte richtig!


Zu kaum einem Thema habe ich so viel (sorry) Mist im Netz gefunden, wie zu diesem. Nun wird mir auch klar, warum es so viel Verwirrung bei der Durchführung gibt. Bei der Recherche wurde ich also immer mehr und mehr bestärkt darin, dass es Zeit ist für diesen Beitrag.

Aber beginnen wir am Anfang. Wir haben einen Hund, der auf Parasiten und andere Erkrankungen untersucht wurde und bei dem sich durch die weitere Anamnese der Verdacht einer Futtermittelallergie immer weiter bestätigt hat.

Die Therapiemöglichkeiten der anderen Allergieformen habe ich im vorherigen Artikel bereits erläutert, bei einer Futtermittelallergie aber ist und bleibt das zuverlässigste „Therapiemittel“ die Ausschluss- oder Eliminationsdiät (abgekürzt AD).
Aber was genau ist das, eine AD?

Oftmals wird der Sinn einer Ausschlussdiät darin gesehen, dass herausgefunden wird, was der Hund verträgt. Dem ist aber nicht so, herausgefunden soll, und das zuverlässig, was NICHT vertragen wird.Das mag dem einen oder anderen nach Wortklauberei aussehen – genauer betrachtet aber macht das wirklich Sinn! Ist es nicht viel sinnvoller, die 2 oder 3 Nahrungsbestandteile herauszufinden, die nicht gefüttert werden dürfen als 2-3 die es dürfen? Also ich wäre froh, wenn ich sagen kann: „Reis, Rindfleisch und Rote Beete darf ich nicht essen, alles andere aber schon, als nur zu sagen: Kartoffeln und Möhren und Huhn kann ich essen...Wir wollen also nun zuverlässig herausfinden, was der Hund fressen kann, ohne Symptome einer Allergie zu zeigen.

Wie führt man eine AD richtig durch?

Und genau hier beginnt meist die Odyssee für die Hunde. Eine AD muss wirklich konsequent und über einen (gefühlt) ziemlich langen Zeitraum durchgeführt werden. EIN Ausrutscher kann alle Mühen zunichte machen.Auch der verfrühte Abbruch einer Testphase kann die Ergebnisse beeinflussen.

Es IST mühsam, keine Frage aber es lohnt sich! Denn den Dein Hund hat durch eine ordentlich durchgeführte AD mit zuverlässig ausgeschlossenen Nahrungsbestandteilen und daraus resultierend, dass viele Dinge wieder beschwerdefrei gefressen werden können, einfach wieder mehr Lebensqualität.

Wir unterteilen die Ausschlussdiät der Einfachheit halber in einzelne Phasen. Und beginnen mit der


Startphase: hier müssen wir uns für EINE Proteinquelle und EINE Kohlenhydratquelle entscheiden, es ist wichtig, dass es sich jeweils um eine Sorte handelt, mit der der Hund vorher nie in Kontakt kam - wenn ich uns als Beispiel nehmen müsste, dann wäre das z.B. Ziege, Zebra oder auch Känguru (hierbei dürfen alle Teile des jewiligen Tieres verfüttert werden) und bei den Kohlenhydraten Hirse, Tapioka oder Topinambur. Diese beiden Komponenten werden nun über einen Zeitraum von mindestens 8 Wochen gefüttert (und NICHTS anderes!) - 8 Wochen deshalb, weil dies der Zeitraum ist, den der Körper braucht, um sich gänzlich auf Neuerungen einzustellen und um Symptome abklingen zu lassen. Sollten einige Symptome nicht gänzlich verschwunden sein, dann bitte so lange weiter füttern, bis sie gänzlich abgeklungen sind.Zeigt sich die Allergie in Form von Juckreiz wäre sogar ein Zeitraum von 12-16 Wochen zu empfehlen, da die Allergieauslöser bis zu 13 Wochen für Juckreiz sorgen können.Nach 4 Wochen und einer Verbesserung der Symptome sollte ein hochwertiges Öl hinzugefügt werden. Hier empfiehlt sich ein Öl mit "Doppelwirkung", also eines, das nicht nur als Öl selber als beispielsweise Energielieferant dient sondern auch z.B. allergiemildernde Eigenschaften hat. Einige Vorschläge: Schwarzkümmelöl, Borretschöl, Nachtkerzenöl, Arganöl, Leinöl und Hanföl (alle übrigens in Topqualität erhältlich bei Allergodog).

Komponenten- oder Suchphase: Erst bei völliger Symptomfreiheit darf ein weiterer Nahrungsbestandteil hinzugefügt werden. Bleibt der Hund über die folgenden 2-3 Wochen symptomfrei, dürfen die Mahlzeiten wiederum um eine weitere Komponente erweitert werden.In erster Linie sollte um weitere Fleischsorten erweitert werden, denn dies ist für den Hund am Wichtigsten.Diese Phase kann nun ausgedehnt werden, bis der Speiseplan bestenfalls 4-6 Fleischsorten, 2-4 Kohlehydratquellen und 5-10 Obst- und Gemüsesorten enthält (es dürfen natürlich auch Milchprodukte ausprobiert werden!). Selbstverständlich gibt es hier keine Obergrenzen - je abwechslungsreicher der Speiseplan, umso besser!Sollten sich bei einer Komponente Symptome zeigen, dann bitte sofort absetzen und bis zum Abklingen der Symptome die "sicheren" Bestandteile füttern.

Kommen wir zur letzten Phase - hier wird zur 100%igen Abklärung, ob es sich um eine Futtermittelallergie handelt, mit den vermutlichen Allergenen getestet und provoziert, deswegen auch Provokationstest genannt. Stellen sich nun wieder Symptome ein, hat man Gewissheit.


Nun kommt vielleicht die Frage: "und wenn nicht?" - das dürfte nach der langen Zeit relativ unwahrscheinlich sein, ist aber natürlich möglich! Um ehrlich zu sein, würde ich mich dann einfach freuen (Sollte das bei jemandem der Fall sein: bitte melde Dich, ich würde gern mehr erfahren!).

Kommen wir noch zu der Frage, die am häufigsten in Bezug auf die Ausschlussdiät gestellt wird. Die der eventuellen Mangelernährung,Im Hinblick darauf, dass es sich 1. um einen begrenzten Zeitraum handelt und sich 2. bereits nach kurzer Zeit eine sichtbare Verbesserung des Allgemeinzustandes des Hunde einstellen dürfte, kann diese Frage vernachlässigt werden, es steht die Elimination der Allergene im Vordergrund.

Die Verwendung von Futterergänzungen, z.B. Mineral- oder Vitaminmischungen empfehle ich nicht, denn auch sie können Auslöser enthalten und die komplette Ausschlussdiät zunichte machen.

Da man ungern über viele Wochen auf Belohnungen verzichten möchte, noch ein paar kleine Anregungen für Leckerlies:
  • getrocknetes Fleisch (Stücke, Streifen, wie auch immer), auch gebraten oder gebacken,
  • sind bereits Kartoffeln, Süßkartoffeln oder ähnliches im Plan enthalten, können daraus Chips oder Pommes oder gebackene Würfelchen gemacht werden,
  • Obst-/Gemüsestückchen stehen bei einigen Hunden hoch im Kurs (nur bei meiner nicht ;-) )...

Sehr hilfreich ist es, ein Tagebuch zu führen, so behält man alles im Blick: Dauer der Fütterung einzelner Komponenten, eventuelle Symptome, Kombinationen der Bestandteile, etc. etc.

Sollte der Hund durch weitere Personen betreut werden, sollten diese eingehend instruiert werden, damit die ganze Arbeit nicht aufgrund eines Stückchen Hundekeks umsonst war. Hier empfehlen sich Listen mit den bereits getesteten Komponenten (sowohl die Vertragenen als auch die Symptomauslöser).

Ich wünsche jedem einzelnen von Euch gutes Gelingen, viel Geduld und jede Menge Disziplin und Kraft, den eventuell herzzerreißenden Blicken standzuhalten"

Hat vielleicht schon einer von Euch eine Ausschlussdiät hinter sich? Ich würde mich über Eure Erfahrungen freuen...