Sonntag, 3. Mai 2015

Hut ab!



Das Fräulein und ich durften gestern ein wenig in den "Alltag" der Berliner Tiertafel schnuppern.
Bereits bei der Ankunft war ich, ehrlich gesagt, überrascht von der Größe des Ganzen, nicht nur von der Fläche, die hier vorhanden ist und auch voll genutzt wird, auch die große Zahl der Freiwilligen überraschte mich.
Ich durfte Yvonne kennen lernen, genau so alt wie ich, engagiert sie sich ehrenamtlich für die Vierbeiner der Berliner, die selbst nicht genug Geld haben, um sie ausreichend zu versorgen. 

Am Anfang steht die Anmeldung, hier wird für jeden Haustierbesitzer eine eigene Karteikarte angelegt, in einem persönlichen Gespräch werden, neben der Prüfung, ob die Voraussetzungen für das Beziehen der Hilfe durch die Tiertafel erfüllt sind, auch Besonderheiten aufgenommen (bspw, ob ein Tier besonderes Futter benötigt). 

Vorbei an den Wartenden, ging es dann zu den Lagerräumen, hier warten Futter und Zubehör in zwei großen Räumen. Wobei der Futterraum am Ende der Ausgabe so gut, wie leer sein wird. Beim Zubehör gehen eventuell noch vorhandene Überschüsse am Ende des Jahres an Institutionen des Auslandstierschutzes, was ich persönlich sehr gut finde. 

Zwei Ausgaberäume gibt es in dem Gebäude in der Mörikestr. - am laufenden Band werden hier riesige Säcke mit Trockenfutter geöffnet und auf die großen Futtertonnen verteilt, kistenweise Dosen und Schalen nachgefüllt und Snacks nachgelegt, um anschließend an die Tierhalter portionsweise ausgegeben zu werden.

Im nächsten Raum warten Kunden auf den Aufruf durch den Tierarzt, dieser behandelt kleinere Wehwehchen, impft, versorgt Wunden und gibt notwendige Medikamente aus. Die Kunden der Tiertafel zahlen hierfür die Hälfte des regulären Preises. Ich finde es toll, was hier alles möglich gemacht wird! 

Von Yvonne erfahre ich weiter, dass im Schnitt etwa 250 Kunden am Ausgabetag erscheinen, Mitte des Monats sind es tendenziell mehr als am Anfang, kann wohl jeder verstehen... 20 ehrenamtliche Helfer hat die Berliner Tiertafel, der harte Kern besteht aus 3 "Chefs", diese organisieren die 2x monatlich stattfindenden Ausgaben, koordinieren das Einsammeln der Spenden bei den einzelnen Sammelstellen und halten Kontakt zu Helfern, Spendern und Kunden.

Im Gespräch mit Yvonne erfahre ich noch einiges mehr, lerne einen ihrer eigenen Vierbeiner kenne und erfahre, dass sie selber Hundetrainerin ist und noch 2 weitere Hunde besitzt. Ich stehe einem herzensguten Menschen gegenüber, der jeden seiner Kunden mit Namen kennt und für jeden einzelnen ein offenes Ohr hat. Ich bin zutiefst beeindruckt von dieser Hingabe für das Projekt und das sogar trotz der vielen eigenen Probleme, die diese junge Frau meistern muss. Die schwere Krankheit einer ihrer eigenen Fellnasen gepaart mit einer hochgradigen Futtermittelallergie ist da nur das i-Tüpfelchen... Trotz allem investieren sie und die anderen Ehrenamtlichen rund 2 Stunden täglich plus den gesamten Tag an Ausgabetagen für das Projekt! 

Doch ein ganz großes Problem schwebt über der Berliner Tiertafel - der Mietvertrag für die zur Zeit genutzten Räumlichkeiten läuft Ende des Jahres aus und wird vaussichtlich auch nicht verlängert werden - ohne Räume keine Ausgabe und ohne Ausabe wird es einige Tiere und Halter geben, die in eine ungewisse Zukunft schauen...

Über diese Zukunft bin ich zutiefst betrübt und kann nur hoffen, dass sich entweder der zuständige Mitarbeiter des Bezirksamtes doch noch ein Herz fasst oder aber ein neues Objekt gefunden wird, in dem die Tiertafel zukünftig Gutes tun kann!
Übrigens: auch, wenn Ihr jetzt gerade kein Makler seid, keine leerstehende Immobilie zur Verfügung stellen könnt oder den zuständigen Mitarbeiter des Bezirksamtes kennt - die Tiertafel lebt von Spenden - nicht nur Futter, Zubehör oder Zeit, auch Handtücher Seife, mal ein Stück Kuchen, Kugelschreiber oder was auch immer so im Alltag verbraucht wird - ich denke, sie würden sich freuen... 

(bitte seid nicht böse, dass es diesmal keine Bilder gibt, wir wollten die Privatsphäre der Kunden wahren)